aus M. Mumenthaler: Neurologische Differentialdiagnostik,
3. Aufl. Thieme, Stuttgart 1987)
1. Trendelenburg´sches Zeichen bei Wurzel-L5-Läsio
Als Trendelenburg´sches Zeichen bezeichnet wird ein Absinken der Hüfte auf der Gegenseite beim Stehen auf dem erkrankten Bein. Dies führt kompensatorisch häufig zu einem Neigen des Oberkörpers auf die erkrankte Seite (siehe Abbildung b). Beim Gehen und bei stärkerer Ausbildung des Phänomens kommt es zu dem sogenannten Duchenne´schen Zeichen, dem „Watschelgang“ (siehe Abbildung c).
Als Ursache hierfür ist eine Schwäche des M. gluteus medius und minimus anzunehmen. Diese Muskeln setzen am Becken an und ziehen zum Trochanter major, dem Oberschenkelknochen. Hierdurch hält sich das Becken waagerecht bei Belastung, Stand auf dem gleichseitigen Bein (siehe Abbildung c). Bei einer Schwäche dieser Muskulatur kommt es zu einem Absinken des Beckens zur Gegenseite, dem Trendelenburg´schen Zeichen.
Subjektiv wird häufig eine Unsicherheit beim Einbeinstand, eine Gleichgewichtsstörung beschrieben, bemerkt. Immer mit dieser Schwäche verbunden ist eine Fuß- und Großzehenheberschwäche, da es sich hierbei ebenfalls um eine von der Wurzel L5 vermittelte motorische Funktion handelt.
2. Trendelenburg´sches Zeichen bei Spritzenlähmung
Außer dieser durch eine Wurzel-L5-Schädigung bewirkten Schwäche der M. gluteus medius und minimus tritt ein Lähmungsbild dieser Muskeln auch bei einer N.-gluteus-inferior-Schädigung auf, wie es z. B. bei einer Injektionslähmung, bei einer durch eine fehlerhafte intragluteale Injektion vorkommenden Schädigung zu beobachten ist.
3. Trendelenburg´sches Zeichen bei Hüftgelenksarthrose bzw. Hüft-TEP
Eine dritte Verursachung eines positiven Trendelenburg´sches Zeichen ist durch eine Hüftkopf-, Hüftgelenksschädigung verursacht. Nach längerer Schonung des Hüftgelenks kommt es auf dieser Seite häufig zu einer Schwächung der Muskulatur wegen einer verminderten Belastung, eine sogenannte habituelle Schwäche ist dann das Resultat. Wird dann eine Hüftgelenksoperation, eine Totalendoprothese (TEP) durchgeführt und die vormals bestandene schmerzbedingte Schonung behoben, wird die Schwäche der zum Teil über viele Jahre geschonten Glutealmuskulatur deutlich, das Trendelenburg´sche Zeichen ist nachweisbar.